Die Zeiten haben sich verändert – und mit ihnen die Formen der Intimität: Traf man sich in den 1980er Jahren beispielsweise auf Privatpartys oder versuchte über erotische Kontaktanzeigen sein Glück, steht heute das Internet ganz oben auf der Liste für neue Sexkontakte. Kein Wunder, macht es das WWW doch möglich, schnell und quasi überall neue Menschen zum Ficken kennenzulernen. Von den verschiedenen Cybersex-Varianten einmal ganz abgesehen. Gerade in diesem Bereich hat sich in den Zeiten der zunehmenden technischen Gegebenheiten unglaublich viel getan. Besonders beliebt sind dabei Kamera-Spiele, die auch als Sexting bezeichnet werden. Hierbei schicken sich die beiden Beteiligten pikante Bilder.
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Sexting
Also wirklich keine, bei denen manche Körperpartien dezent angedeutet sind, sondern echte nackte Tatsachen. Titten, Fotzen, Schwänze, Ärsche – im „Ruhemodus“ oder in Aktion. Und bitte nicht an Details sparen…
Dass diese Form von Fotos den einen oder die andere richtig anzutörnen vermag, ist sicherlich keine Überraschung.
Vor allem viele Menschen, die in einer Fernbeziehung leben, nutzen diese Art von sexueller Kommunikation und Intimität, um sich folgerichtig gegenseitig anzutörnen. Da weiß man dann auf alle Fälle, worauf man sich am Wochenende freut.
Aber auch immer mehr „Fremde“, die sich auf Erotikportalen kennenlernen, steigen mit dieser Sexvariante ein, bevor sie sich überhaupt persönlich kennen gelernt haben. Wie wirkt sich das auf die erotisch-zwischenmenschliche Intimität aus?
Hosen runter, Kamera an – ein persönlicher Bericht
Veronica Skye ist eine Frau mit bunt gemischten sexuellen Erfahrungen, unter anderem auch mit Sexting. Diese Erfahrungen teilt sie mit ihren Lesern in einem Bericht auf Refinery29. Mit gemischten Gefühlen in Bezug auf die dadurch entstehende Intimität.
Der Anfang: Vieles wie gewohnt
Ihren zukünftigen Fotosex-Partner lernte sie in einer Bar kennen. Keine spektakuläre Situation also, ein Kerl, der sie optisch halbwegs ansprach, vor allem aber mit Witz und Charme punktete. Sie küssten sich, tauschen ihre Nummern aus und er versprach, sie so bald wie möglich für ein weiteres Date zu treffen.
Aber dann …
Tatsächlich blieb er am Ball und schrieb ihr sehr schnell wieder. Die Gespräche waren zunächst weiterhin witzig, bekamen aber sehr schnell einen erotischen-sexuellen Einschlag. Einer seiner Vorschläge dabei:
When we go to the movies, can you wear a skirt? I want you to sit on my lap in the theater and see what happens.
Was tun?, überlegte sich Veronica Skye. Eigentlich ging es ihr zu schnell. Trotzdem war sie neugierig und lies die ganze Sache eine Zeitlang weiter laufen.
Die Folge waren noch deutlich pikantere Bilder, Schwanzfotos natürlich inklusive und die Männermeinung, dass sie mit ihm bestimmt einiges erleben würde, was sie nie mit jemand anderem tun würde. Gleichzeitig schlug er nicht noch einmal vor sie persönlich zu sehen und dabei die Intimität brennen zu lassen. Ihre Reaktion auf die ganze Situation: Augen zu und durch. Obwohl sie verstandesmäßig nicht von der Situation überzeugt war, begeisterte sie der Kerl in erotischer Hinsicht total, wie sie selbst ohne Weiteres zugibt:
He was so sexy, I was pretty sure it didn’t matter if we were in the same room or a thousand miles apart — this guy could make me orgasm.
Was folgte, war …
Cybersex per Webcam – und mehr
Zunächst war sie noch ein wenig unsicher. Aber diese Unsicherheit legte sich schnell zugunsten eines absoluten Angetörntseins. Es folgten weitere Cybersex-Abenteuer mit ihm und ihre Grenzen verschoben sich immer weiter.
Aber gleichzeitig konnte sie sich eines bestimmten Gefühls in Bezug auf die Intimität dieser Sexform nicht erwehren: Der fehlende persönlich-reale Kontakt irritierte sie. Er kam zwar nach gut zwei Monaten zustande und der Mann wurde tatsächlich ihr Partner. Dabei stellte sie eines positiv fest:
It was clear that those two months of hot cybersex gave us a level of openness and intimacy around sex that some of my friends have never had, even with their spouses.
Nichtsdestotrotz gab es auch eine Schattenseite:
Sie hatten eigentlich im Laufe der ganzen Cybersex-Geschichte nie über ihre wahren Gefühle gesprochen. Sondern waren mehr oder weniger hineingerutscht. Es stellte sich jedoch heraus, dass er mit der von ihr gewünschten Beziehungsform überfordert war. Im Gegensatz zu ihr ging er nicht in der Aussicht auf eine reale Beziehung auf. Er checkte stattdessen seine Chancen bei anderen Frauen und fand Veronica vor allem aus einem Grund praktisch. Als „Warmhalteplatte“, wenn sich woanders nichts ergab.
Eine bittere, aber hilfreiche Erkenntnis in Bezug auf das, was sie sich unter Intimität vorstellte …
Lange Rede, kurzer Sinn
In Bezug auf die Intimität beim Sexting stellte Veronica Skye für sich selber einige Dinge fest.
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- Es ist faszinierend, wobei es manchmal vor allem die Persönlichkeit des Sexpartners ist, die berauscht.
- Entsprechende Fotos sind manchmal nur Mittel zum Zweck.
- Man kann tatsächlich Dinge tun, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte.
- Der Wohlfühlfaktor auf die Dauer setzt voraus, dass ähnliche Wünsche in Bezug auf das Maß der Intimität haben (Stichwort gegenseitige Rücksichtsnahme).
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Mit dieser „Wunschliste“ ist Veronica Skye sicherlich nicht allein auf weiter Flur. Auch eine Vielzahl von Mitgliedern erotischer Communities wie Poppen.de suchen mehr als „nur“ den reinen Cyber-Fotosex, wenn es um längerfristige sexuelle Kontakte geht.
Was die Einzelkontakte, quasi als Zwischensnack, betrifft, …
sieht die Welt aber wieder schon ganz anders aus, wie Josie Appleton in einem Kommentar auf novo-argumente.com anmerkt. In ihren Augen sorge Sexting dafür, das wahre Intimität in sexuellen Beziehungen gar nicht erst aufblühen könne. Zumindest dann nicht, wenn es ganz am Anfang einer noch nicht gefestigten Beziehung stünde.
Die Ursachen dafür seht sie in mehreren Aspekten.
- Es fördere eine abstrakte Sexualität. Nicht der Mensch stehe im Mittelpunkt, sondern seine Körperteile. Diese seien jedoch, da der Rest ausgeblendet werde, vergleichsweise austauschbar.
- Viele Fotos besäßen keinerlei persönlichen Touch, sondern würden sich vor allem an gängigem Pornoklischee-Kriterien orientieren.
- Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene gäben mit entsprechenden Aufnahmen eher an, als dass sie damit eine größere (sexuelle) Intimität erzeugen wollen würden.
Die Folgen seien dabei nicht zu unterschätzen. Gerade in der virtuellen Welt würde diese Sexform den Wunsch nach klassisch-realen Kontakten immer weiter herabsetzen.
Oft ginge es nicht mehr darum, jemand anderen persönlich kennenzulernen und mit ihm eine sexuelle, gegebenenfalls auch zwischenmenschliche Intimität zu erzeugen. Sondern einfach um den schnellen, anonym angehauchten Kick.
Trübe Aussichten, wenn Menschen nur noch Sexobjekte wären und echte, aufrichtige Gefühle zugunsten einer gewissen Oberflächlichkeit und einer abstumpfenden, virtuell-sexuellen Übersättigung verschwänden …
Doch soweit braucht es…
… in der Beziehung zwischen Sexting-Spielen und Intimität nicht zwangsweise zu kommen!
Gerade im Hinblick auf die Weiterentwicklung der technischen Gegebenheiten, der zunehmenden Vernetzung der Menschen untereinander und die Kreativität von Männern und Frauen, befinden wir uns im Moment in einer Ausprobier-Phase. Kurz gesagt: Da hatte jemand eine Idee und alle stürzen sich drauf. Inwiefern diese Idee aber wirklich nach dem individuellen Geschmack einer Person ist, stellt sich erst im Laufe der Zeit heraus. Sozusagen per Trial-and-Error-Verfahren.
Daher ist es sehr wichtig, sich bei Interesse eine ganz eigene Meinung zu bilden.
Unabhängig von dem, was die Medien berichten, der Freundeskreis tuschelt und die Mutter mit erhobenem Nudelholz predigt.
Fazit: Cybersex und Intimität müssen sich nicht gegenseitig ausschließen
Trotz aller Bedenken, die Josie Appleton sicherlich nicht ganz zu Unrecht in Bezug auf die Auswirkungen und die Zunahme vom Sexting-Aktivitäten äußert, bleibt festzuhalten:
Diese Sexform übt auf Menschen einen ungeheuren Reiz aus, weil sie gleichzeitig leicht umsetzbar ist und das sexistische Innerste einer Person im höchsten Maße anspricht.
Sie triggert also tatsächlich bei einer hohen Zahl an Personen das Lustzentrum auf eine simple, aber äußerst effektive Art und Weise.
Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, solange alle Beteiligten Lust daraus ziehen und mit dieser Form der Intimität einverstanden sind.
Dass es hierbei nicht um die große Liebe geht und sich diese nicht ausschließlich mithilfe einiger pikanter Bilder herbeirufen lässt? Das dürfte vernünftigen Erwachsenen wohl ohne Weiteres einleuchten. Nichtsdestotrotz kann man dennoch durch ein Sexting-Abenteuer eine hohe Form von Intimität erzeugen, wi eVeronica Skye beweist. Es geht nur darum, den für sich individuell richtigen Rahmen zu entdecken.
Selbstredend ist dieser für alle Menschen unterschiedlich gestrickt. Was es bei der Suche nach schnellen, unverbindlichen Cybersex-Nummern manchmal anstrengend macht.
Man kann aber auch die Chance dazu sehen, …
… sich nicht der totalen Oberflächlichkeit und Wahllosigkeit hinzugeben.
Natürlich kostet die Suche von Sexpartnern eine gewisse Zeit, sei es in der realen oder in der virtuellen Welt. Die sich – wie immer im Leben – nicht alle nehmen wollen.
Aufgrund der Vielzahl an potenziellen Mitspieler(inne)n und der örtlichen Unabhängigkeit beim Cybersex hat das Ganze manchmal etwas von einem Wald, den man vor lauter Bäumen nicht sieht. Abgesehen davon besteht tatsächlich die Gefahr, dass Intimität zugunsten der immer weitergehenden Suche nach dem nächsten, noch krasseren Kick auf der Strecke bleibt.
Trotzdem lohnt es sich, beim Cybersex die Augen gründlich aufzuhalten.
Nach jemandem, der wirklich den eigenen Bedürfnissen entspricht. Nicht nur sexuell, sondern optimalerweise in einem gewissen Maße auch zwischenmenschlich. Und von dem man selbst ebenfalls positiv wahrgenommen wird. Damit es keine Missverständnisse gibt und man die Sexting-Spiele wirklich mit Spaß genießt.